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Pan Tau zu sein wäre manchmal gut...

Fast von Anfang an, also von Juni 2003 ab, bin ich bei der Versorgung von Conny Pabst im häuslichen Bereich mitbeteiligt.

Anfangs hauptsächlich an Wochenenden, aber auch in der Nachtwache, später an Tagen unter der Woche, ca. 36 Stunden im Monat. Da ich sonst in der Klinik beschäftigt bin, war dies eine sehr große Umstellung von dort auf den häuslichen Bereich.

Ich fühlte mich hier anfangs sowohl als Gast, aber auch oft wie ein Butler. Selten wie ein Krankenpfleger.

Oft war ich dabei, als Verwandte oder Freunde zu Besuch da waren und Connys Mitbewohner war ja auch fast ständig da. Zwar stand die Beatmung zunächst immer im Vordergrund, doch waren natürlich auch soziale Kontakte sehr wichtig. So empfand ich auch das Verhältnis zu meinem Arbeitgeber und somit zu dem Versorger von Conny als freundschaftlich, ja mitunter sogar familiär.

Nach allen mehr oder weniger großen Anfangsschwierigkeiten, aber auch Anfangsfreuden, ist alles etwas professioneller geworden. Im Positiven wie auch im Negativen.

Was mir mit der Zeit natürlich immer mehr bewusst wurde - war, dass es für Conny und ihren Mitbewohner so gut wie keine Intimsphäre mehr gab. Ständig ist jemand anwesend. Nun ist es hier so, wie in jeder anderen zwischenmenschlichen Beziehung auch. Es gibt Tage, da befindet man sich im Stimmungshoch, an anderen Tagen plätschert die Beziehung so dahin und manchmal gibt es auch Krach. Das sind für mich sehr schwere Momente.

Als eine Person, die zwar auch streitbar sein kann, aber dennoch mehr das friedliche Miteinander liebt, habe ich eine sehr feine Antenne für Mißstimmungen.

Als ausgebildete Stationsleitung und Praxisanleiter habe ich schon viele Kommunikationsseminare erlebt und viel von Psychologie gehört. Trotzdem - in solchen Momenten, wo die Streitigkeiten dann entflammen, wünsche ich mir oft, ich hätte den Ring von Frodo Beutlin und könnte mich unsichtbar machen. Oder ich hätte die Melone von Pan Tau und wäre plötzlich ganz klein und könnte mich verziehen.

Aber nein, weder das eine oder das andere bin ich und hab ich. Ich stehe zwischen den Parteien. Und wenn es gerade losgeht, ein Wort gibt das andere, ist eine Flucht ins Nebenzimmer oft zu spät.

Also muss ich die Spannung mitaushalten. Oft bin ich versucht, Partei zu ergreifen. Als Außenstehender sieht man förmlich, wie so eine Mißstimmung entsteht. Ich denke dann oft " naja - das war ja auch mal wieder sehr verallgemeinert" oder - "das ist jetzt nun aber wirklich unter der Gürtellinie und hätte nicht gesagt sein müssen".

Wir wissen, nichts kann so sehr verletzen wie Worte. Doch ganz ehrlich, Stellung beziehe ich selten bis nie. Wie war das nochmal mit der Transaktionsanalyse? Ich möchte nicht der dumme Dritte sein. Leiden tue' ich aber und ich glaube, ich gucke dann wie ein begossener Pudel. Am liebsten würde ich dann die Personen sich selbst überlassen, ihnen aus dem Weg gehen, einfach nicht da sein, bis die Luft wieder rein ist.

Ich vergleiche natürlich auch, wie ist es, wenn ich streite? Welche Strategien habe ich? Aber ganz wichtig, wie versöhne ich mich wieder?

Letzteres sehe ich leider oft gar nicht bei den beiden. Erst wenn ich wieder zum nächsten Dienst komme, merke ich, dass alles wieder in Ordnung ist.

Bei Kindern ist mir ein ähnliches Verhalten schon aufgefallen, wenn die Eltern sich streiten, sie sind verunsichert. Das trifft auch auf mich zu. Was sage ich nun wann zu wem? Sage ich überhaupt etwas? Das ist schwierig, manchmal scheint die Luft zu vibrieren.

Die folgenden Pflegehilfestellungen von Connys Mitbewohner sind oft nur noch mechanisch, erscheinen mir gefühllos.

Auf der anderen Seite muss Conny sich jetzt aber trotzdem helfen lassen, in einem Moment, da sie bestimmt nicht angefasst werden möchte.

Ich empfinde Spannung pur, wie in einem Elektrizitätswerk. In der Regel versuchen weder Conny noch ihr Mitbewohner mich auf ihre Seite zu ziehen. Sie halten sich da sehr zurück, darüber bin ich froh, denn ich mag sie beide sehr und einen von ihnen beiden müsste ich dann enttäuschen, oder ich müsste versuchen neutral zu bleiben und zu analysieren.

Das will in einer Streitsituation aber sicher keiner von beiden, vielleicht eher hinterher, mit Abstand. Aber da bin ich meistens schon weg, hoffe, dass sie bald wieder zueinanderfinden, sich versöhnen.

Inzwischen werden mir die Besonderheiten in der häuslichen Pflege immer mehr und immer wieder bewusst. Man ist noch enger, als in der Klinik, miteinander verbunden und die Kommunikationsfähigkeit wird noch mehr gefordert.

Denn wir sehen uns bis zu 12 Stunden am Tag und es gibt hier weder einen anderen Kollegen, noch einen anderen Patienten, noch andere Angehörige.

Doch wir lernen miteinander und voneinander. Wir lachen miteinander und trauern miteinander. Wir wollen etwas zusammen bewegen. Ich freue mich auf die Zukunft.

Adolf


www.beatmet-zuhause-leben.de