08.04.2010
Die letzten Wochen waren nicht unstressig – positiv wie negativ... Kai hatte seinen 50sten und wir hatten eine großes Fest mit 30 uns lieben Menschen und hatten mächtig viel Spaß. Da haben sich die aufwendigen Vorbereitungen wirklich gelohnt und das lang vermisste Wiedersehen mit allen, auch mit manch raren Gästen, fand endlich vergnügt statt.
Danach war erst mal wieder richtig Durchatmen angesagt...
Es kam Ostern, das wir sehr ruhig, größtenteils mit Evelyn, verbracht haben. Ich hab nur ein paar Mails verschickt, zwar an viele gedacht, war jedoch ansonsten eher bemüht, wieder ein bisschen meine Mitte zu finden.
Es treiben mich derzeit nämlich ziemlich ungute Gedanken um ob des grausam zu spürenden Pflegenotstands. Was „Patienten“ bzw. Menschen, die die Pflege, Hilfe, Unterstützung und Assistenz von Pflegenden benötigen mit diesem fatalen Abbau von Pflegefachkräften angetan wird, kommt jetzt schon gravierend zum Tragen. Abbau von 50.000 Pflegestellen, dafür ein Wachstum der „Pflegebedürftigen“ um 670.000 in den letzten Jahren, ist so eine verdammte Misswirtschaft, die sich in den nächste Jahren auf die gesamte Gesellschaft höchst katastrophal auswirken wird und in ganz vielen Fällen schon jetzt schrecklich zu spüren ist. Wie soll der Bedarf an Pflegenden zukünftig gedeckt werden, wenn ungenügend zahlreich ausgebildet wird und man definitiv am falschen Ende spart?
Ich bekomme immer wieder Anfragen von Betroffenen, die mich nach guten Pflegediensten fragen, bei denen kein großer Personalmangel herrscht. Ich kann den Anfragenden nicht weiter helfen, da ich keinen Pflegedienst in Deutschland kenne, der nicht vom Pflegenotstand betroffen ist. Wenn jeden Monat das Zusammenstellen des Dienstplans zur Kunst wird und Urlaube, Krankheit sowie normale Arbeitszeit ohne verheerend viele Überstunden keine Berücksichtigung mehr finden können, bringt das alle Beteiligten in unsäglichen Stress und wirkt sich oft gesundheitsschädigend aus.
Ich, als vollkommen Abhängige von der Hilfe anderer, komme in furchtbaren Notstand, da ich mein Leben nicht mehr so leben kann wie noch vor 3 Jahren. Nicht weil es mir gesundheitlich schlechter geht (das kommt zwar auch hinzu, ist aber nicht so ausschlaggebend), sondern weil ich nicht mehr aussuchen kann, wer zu mir passt, fachlich kompetent ist und wem die Arbeit in der Heimbeatmung liegt. Gezwungenermaßen muss ich meinen Qualitätsanspruch extrem zurückstufen, weil einfach nicht genügend Pflegepersonal zu Verfügung steht.
Es geistern mir immer wieder Gedanken durch den Kopf meine Pflege als behinderte Arbeitgeberin selbst in die Hand zu nehmen. Leider wird mir das nicht ermöglicht, weil mein zu kleines aber gutes Pflegeteam bei mir niemals die gleiche Vergütung vom Staat zugestanden bekäme, wie wenn es über einen Pflegedienst bei mir beschäftigt ist.
Im Gegensatz zu einem Pflegedienst wollte ich nichts an meiner „Versorgung“ mitverdienen, doch wird bei Versorgung in Eigenregie die Kostenübernahme des Staates dann gleich so rapide gesenkt, dass es keiner Pflegefachkraft zuzumuten ist für derartigen Hungerlohn zu arbeiten. Ich bin jedoch lebensnotwendig auf kompetentes Fachpersonal angewiesen...
Ich finde es wirklich tragisch, dass Einsparungen, goldene Mittelwege und konstruktive Alternativen in unserem Staat nicht gewünscht sind und schon gar nicht unterstützt werden.
So stelle ich mir täglich neu die Frage, wo wohl gutes kompetentes Fachpersonal zu finden ist und wenn es gefunden werden könnte, wie man es zur Arbeit in der Heimbeatmung motivieren könnte, speziell natürlich bei mir ;-)
- ohne Quatsch, der tägliche Umgang mit dieser Frage ist sehr desillusionierend und macht einfach Angst...