Pseudomonas aeruginosa (Foto: Janice Haney Carr)
ATMEN IST LEBEN - man kann es nicht auf später verschieben...
Bei mehreren neuromuskulären Erkrankungen besteht bei fortgeschrittenem Stadium die Notwendigkeit der Beatmung, da die betroffenen Menschen sonst ersticken oder ins CO2-Koma fallen und daran sterben. Bei z.B. ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) und progressiven Muskeldystrophien sind die Menschen nicht an der Lunge erkrankt. Die Atembeschwerden nehmen bei den Betroffenen stetig zu, da durch die starke Schwächung oder die vollständige Lähmung aller Muskeln auch die Funktionsfähigkeit der Atemmuskulatur immer mehr eingeschränkt wird, bis sie letztendlich völlig aussetzt.
Der lebensbejahende Mensch ist ein Kämpfer und aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man bestimmte Diagnosen nicht in aller Konsequenz wahr haben möchte. Man meint durch Mut und Willen gegen diese teuflischen Krankheiten ankämpfen zu können. Das gelingt jedoch nur bedingt.
Durch die zunehmenden Schluckstörungen und die Lähmung der Atemmuskulatur, durch die Sekret nicht mehr ausreichend abgehustet werden kann, kommt es zu Sekretstau, der zur Infektion sprich Entzündung der Bronchien führt und durch Verkeimung die Entstehung von Lungenentzündungen begünstigt.
In sehr häufigen Fällen entstehen durch Sekretstau bakterielle Besiedelungen (Pseudomonas) der Atemwege, die schwer zu behandeln sind und meistens chronisch werden. Pseudomonaden sind klinisch besonders wichtig, weil die Mehrheit ihrer Mitglieder Resistenzen gegen Antibiotika aufweisen. Außerdem sind sie fähig, bei höherer Zelldichte Biofilme (Schleime) zu bilden, die sie gegen Fresszellen und Antibiotika schützen.
Während Bakterien der Gattung Pseudomonas bei Menschen mit intaktem Immunsystem selten Krankheiten verursachen, können sie bei Patienten, deren Immunsystem bereits geschwächt ist, die Infektion von Wunden, Atem- und Harnwegen, Lungenentzündung sowie Sepsis und Herzer-krankungen verursachen.
Wundinfektionen durch Pseudomonas aeruginosa zeichnen sich durch ihre blau-grüne Färbung und ihren süßlich-aromatischen Geruch aus. Besonders gefährdet sind Patienten mit ALS, bei denen Lungenentzündungen die häufigste Todesursache sind.
Es sollte rechtzeitig eine Tracheotomie vorgenommen werden, damit Bronchialsekret über die Trachealkanüle bei Bedarf abgesaugt werden kann. Gleichzeitig sollte eine Beatmung über Trachealkanüle stattfinden, damit eine ausreichende Atmung (Sauerstoffzufuhr und Kohlendioxidabatmung) stattfinden kann, um eine Keimbesiedelung zu verhindern. Eine Versorgung mit Trachealkanüle vereinfacht das effiziente Absaugen von Bronchialsekret.
Eine Alternative zur Beatmung über Trachealkanüle ist die Beatmung über Maske. Erwiesenermaßen ist mit dieser Beatmungsform bei ALS die Lebenserwartung geringer.
Das Absaugen von Bronchialsekret muss hier über Nase oder Mund erfolgen. Das ist wesentlich schwieriger und unangenehmer als über die Trachealkanüle. Die Beatmung über Maske ist bei ALS-Erkrankten wenig effektiv. Ein optimaler Sitz der Maske (Dichtigkeit) ist sehr schwierig zu erreichen, jedoch ist er unbedingt notwendig, um gut zu beatmen.
Häufig treten scmerzhafte Druckstellen oder Hautallergien auf. Viele leiden unter der Einschränkung des Blickfeldes durch die Maske, unter der Austrocknung der Atemwege und dass Luft bei dieser Beatmungsform auch in den Magen gelangt.
Besonders wichtig ist, dass die Beatmung individuell auf den einzelnen Menschen abgestimmt und das Beatmungsgerät genau darauf eingestellt wird.
Es gibt verschiedene Formen der Beatmung, die verschiedene Geräteinstellungen verlangen. Es sollte immer die für den Betroffenen angenehmste Beatmungsform gewählt werden.
Ärzte und Pflegende sollten sich bei der Einstellung und Abstimmung des Gerätes auf die Atmung des betroffenen Menschen viel Zeit nehmen und so sensibel wie möglich vorgehen.
Bei dem Beatmeten sollte sich subjektiv ein angenehmes Gefühl unter der Beatmung einstellen, ebenso sollten die Blutgase nicht außer Acht gelassen werden. Eine Hyperventilation sollte vermieden werden.