06.01.2010
Die Silvestervorbereitungen ließen sich gut an. Es gab traditionell Fleischfondue mit pikanten Saucen und wir feierten fröhlich wie jedes Jahr mit unseren Freunden. In sechsjähriger Tradition hatte mein Slowene wieder seinen obligatorischen Silvester-Nachtdienst, worüber sich nicht nur wir freuten, sondern auch einige im Team, die so auch zu ihrer privaten Feierei kamen. Kurz nach Mitternacht fuhr mein Pfleger auf der A8 zu uns und rief uns dann um halb eins an, dass er vor lauter Nebel nicht mehr sehen könnte, wo er hinfährt...
Erst da wurde uns „klar“, dass der „Rauch“ draußen nicht von der wilden Silvesterböllerei in der Stadt kam, sondern sich tatsächlicher Nebel dazu gemischt hatte und zwar von der dicksten Sorte. 2 Stunden war mein Pfleger in der Nebelwand unterwegs und eine meiner Pflegeassistentinnen erzählte mir, dass sie die halbe Nacht auf dem Schulparkplatz im absoluten Nebeldickicht gestanden hat, weil nicht mal die nächsten 5m auf der Straße einsehbar waren.
Wir hatte dagegen eine sehr vergnügte Nacht bis morgens um halb vier. Ich hatte das vergangene Jahr schon am Tage mit Evelyn revue passieren lassen und wir kamen auch beide, wie viele andere wohl auch, zu dem Schluss, dass es nicht unserer bestes bisheriges gemeinsames Jahr war. Zwar waren wir von keiner Bankenkrise oder dem unverständlichen Wahlausgang ganz persönlich betroffen. Doch brachte mir persönlich das Jahr 2009 einiges an Verlusten. Es gab Trennungen in der Pflege, die meist nicht ungut endeten, aber dennoch sehr schmerzlich waren. Manche Hoffnungen haben sich nicht erfüllt und Sorgen um geliebte Menschen, denen es auch nicht so gut ging, belasteten doch mehr als erwartet.
Dennoch gab es auch richtig schöne Erlebnisse. Ich hab ein tolles Pflegeteam, das liebevoll zu mir steht und wir hatten viele gute Stunden zusammen. Ich durfte meinen 50sten Geburtstag grandios feiern, hatte sehr schöne menschliche Begegnungen übers ganze Jahr und wir bleiben alle optimistisch, dass 2010 nun unser aller Jahr im positivsten Sinn wird.
Nachdem wir nach Mitternacht die dritte Flasche Pfirsich Hubble Bubble geleert haben und noch rasch ein paar Fotos von unserem Reinrutschen geknipst haben, riefen unsere Betten, denn danach war unser einzigster Wunsch auch nur noch schlafen, schlafen, schlafen...
Neujahr war morgens noch sehr neu und ich wollte meine Augen gar nicht so richtig aufmachen. Doch jeder Hippie muss mal Pipi und so ließ ich mich aus meinen warmen Federn ins kühle Bad liftern, wo ich dann tatsächlich richtig wach werden musste.
Wir entschlossen uns jedoch gleich danach einen ganz ganz faulen Tag zu machen, viel zu schlafen und uns von nichts, aber auch gar nichts aus der Ruhe bringen zu lassen. Das gelang uns überraschenderweise sehr gut. Den Vorleser auf DVD schauen, uns gut zu unterhalten und lecker gemeinsam essen, war richtig toll und das wollten wir auch weiter in die nächsten Tage retten.
Auch der Samstag begann gut, obwohl wir immer noch mächtig müde waren. Am Nachmittag war ich dann so platt, dass ich unbedingt ein Schläfchen machen wollte. Hab mir gerade die Kanüle blocken lassen und wollte gerade das Telefon ausstecken lassen, da klingelte es und mein Bruder war dran mit einer Hiobsbotschaft: mein Vati lag mit schwerem Herzinfarkt auf der Intensivstation. Das war ein riesiger Schock - mein Daddy, der immer völlig fit war, bekam völlig unerwartet einen Herzinfarkt, der sich nicht mit Schmerzen in der Brust oder im linken Arm ankündigte. Es war ihm einfach nur sehr schwindelig gewesen.
Er bekam gleich einen Herzkatheter gelegt und das Schlimmste konnte verhindert werden. Jetzt hoffen wir, dass die zukünftige Reha, Therapien und eine eventuelle weitere OP ihn wieder ganz ordentlich herstellen.
Mir fiel unendlich schwer, ihn nicht im Krankenhaus besuchen zu können, doch war es mir eine Beruhigung, dass er auf der gleichen Intensivstation lag, wie ich vor 6 1/2 Jahren und ich wusste, dass er dort bestens betreut werden würde...
Am nächsten Tag kamen meine Schwester, meine Mutti und mein Bruder zum Mittagessen und Lagebesprechung zu uns, was sehr gut war. Wünschenswert wäre, dass das Treffen nicht diesen uns große Sorgen machenden Grund gehabt hätte.
Heute liegt mein Vater schon auf Normalstation und ich denke, dass das ein recht gutes Zeichen ist. Wir hoffen inständig, dass er sich in der bald folgenden Reha gut erholt und es für unsere Familie doch noch ein gutes 2010 wird...