Mein Alltag
Ich werde ganz oft gefragt, was machst du denn so den ganzen Tag?
Nachdem ich schon über 5 Jahre ziemlich Probleme habe im Rollstuhl zu sitzen, weil es mir große Schmerzen verursacht, verbringe ich gezwungenermaßen meine Zeit im Bett.
Dennoch ist es mir nie langweilig. So ganz normale tägliche Routine-handlungen wie Essen, Körperpflege, Posterledigung, Haushaltsführung, Computerarbeit, Schlafen etc. gehören auch zu meinem Leben.
Das besondere an meinem neuen Leben ist, dass ich meine Wohnung nicht mehr nur mit einer Person teile, sondern mit 12 weiteren Personen, die mich im 8-12-stündigem Rhythmus in meiner Situation ganzheitlich unterstützen.
Das mag sich für manchen ganz schrecklich anhören und ich will hier auch keinesfalls etwas schön schreiben, denn so eine Konstellation ist immer problematisch. Aber sie hat auch viel Positives und es ist Ansichtssache, wie mit dem halbvollen und halbleeren Glas.
Ich kann es auch oft sehr segensreich sehen. Ich bin niemals allein, habe immer Ansprache und habe fast nur motiviertes freundliches Pflegepersonal um mich.
Jeder ist eine eigene interessante Persönlichkeit, die sich mit all ihren Stärken und Schwächen einbringen kann. Ich lerne durch sie ganz nette Dinge wie neue Filme, neue Bücher, neue Musik, neue Kochrezepte usw. kennen, ich darf aber auch in ihnen neue Menschen kennenlernen.
Notgedrungen muss ich mit ihnen meine intimste Privatsphäre teilen und ich muss absolutes Vertrauen zu ihnen haben. Es ist nicht wirklich einfach, es bedarf dazu fachliche und soziale Kompetenz, guten Willen und Verständnis von beiden Seiten. Auf andere Menschen zu- und eingehen zu können ist ein unabdingbares Muss.
Ich bekomme die Dienstleistung der häuslichen Intensivpflege mit persönlicher Assistenz von Intensivfachkräften.
Trotz schwerer Behinderung "Normalität" zu leben, ist mir heute sehr wichtig. Ich musste mir darüber klar werden, was ich will und was nicht und musste auch lernen zu formulieren, was ich möchte.
Meine Behinderung schränkt mich z.B. auch in der Bewegung fast völlig ein. Deshalb benötige ich zusätzlich "fremde" Hände, die all das für mich ausführen, was ich nicht mehr kann... .
Jetzt immer Menschen um mich zu haben, war auch für mich eine völlig neue Situation. Die Menschen, die zu mir kommen, mussten und müssen, ebenfalls wie ich, bis heute ständig daran arbeiten, dass diese "Zusammenarbeit" auf beiden Seiten befriedigend ist und bleibt.
Aus meiner nun schon langjährigen Erfahrung heraus, hat sich für mich herauskristallisiert, dass eine offene und dennoch sensible immer andauernde Kommunikation der Grundstein für das gute Zusammenarbeiten ist.
Es ist etwas völlig anderes als im Krankenhaus, hier findet trotz Beatmung mein Privatleben statt. Mit der Pflege und persönlichen Assistenz meines guten Pflegeteams ist mir das möglich...