02.01.2012 Betthaverie...
Das war ein Jahresbeginn - nach einem wunderschönen Silvesterabend ließ sich das Jahr 2012 gut an, um mich am Montagabend genau um 18h wieder von meinem Höhenflug zu holen...
Es war Transferzeit ins Bad, meine Pflegeassistentin Jasmin klingelte, Evelyn ging zur Tür zum Öffnen, da tut es einen riesigen Schlag und mein Fußteil des Bettes krachte mit einem Wahnsinnsruck nach unten. Gottseidank war es das Fußteil und nicht das Kopfteil. Wäre mit dieser Wucht das Kopfteil runtergeknallt, ich hätte mir womöglich das Genick gebrochen. Ich saß da, völlig schockiert, schaute auf die Uhr und dachte: Oh Gott, 18h ist ungefähr wie Wochenende - da bekomme ich keine Hilfe mehr. Sofort haben wir bei LERCH & VIDONI - meinem Sanitätshaus, das mich versorgen sollte, angerufen, jedoch niemanden erreicht. Bei der Herstellerfirma ging natürlich auch niemand mehr an die Strippe... Jasmin meinte, dass das Sanitätshaus WEINMANN, im Ärztehaus, noch bis 19h aufhaben müsste und dass sie da schnell hinfahren würde, ob die helfen könnten...
Dort kamen die noch anwesenden Mitarbeiter auch ins Rotieren, es war kurz vor Ladenschluß und ihr Notfalldienstler war gerade in Schwäbisch Gmünd unterwegs... Aber sie versprachen, dass dieser sich bei mir melden würde.
Inzwischen versuchten meine beiden Helfer Evelyn und Kai meine Beine hoch zu lagern, in die Position, in der ich am bequemsten liege. Das war für alle Beteiligten eine Tortour. Nun wurde bewußt, wie oft ich das Beinteil zu meiner Körperentlastung verstelle. Mitunter alle 3-4 Minuten.
Man legte mir Absaugkatheterkartons mit weichen Decken und Kissen abgepolstert unter die Beine, um sie nach ein paar Minuten wieder raus und nach ein paar Minuten wieder rein zu tun. Trotz all der Mühe begannen bei mir große Schmerzen und man holte mich zur Körperentlastung mit dem Lifter aus dem Bett, um eine Weile frei zu hängen.
Dann kam der Anruf vom Notfalltechniker der Firma WEINMANN. Der war sehr nett und bemüht, als er jedoch erfuhr, welches Modell mein Pflegebett ist, musste er einräumen, dass er für dieses Bett keinerlei Ersatzteile hätte. Er bot uns an, in die Firma zu fahren, ein Bett zu desinfizieren und jemand zu suchen, der es dann mit ihm zusammen mir liefert. Leider konnte er mir nicht zusichern, ob das wesentlich schmalere Bett die gleichen Beinteilverstellungsmöglichkeiten hatte. Wer die Kosten für diesen Notfalleinsatz tragen würde, konnte er mir auch nicht sagen, da ich ja bisher keine Kundin seines Sanitätshauses war. Wir haben dann entschieden, dass wir am nächsten Morgen um 8h entscheiden, ob wir seine Hilfe in Anspruch nehmen werden...
Wir haben dann noch mal beim Notdienst der Firma LERCH & VIDONI angerufen und nun Herrn Lerch persönlich noch erreicht. Er, der mir mein Pflegebett persönlich ausgeliefert hat und für die Wartungs- und Reparaturarbeiten daran zuständig ist, erklärte mir ziemlich ungehalten, dass er da heute abend gar nix machen könne. Auf die Frage nach einem Ersatzbett meinte er, hätte er keins, er könne sich sein Lager nicht mit Ersatzbetten füllen. Ich meinte, ich muss aber meine Beine dringend hoch lagern - die Antwort: no legat halt a Brett nei...
Ich sagte ihm, dass ich nicht verstehe, dass er gar nichts tun kann und dass die Mitarbeiter des Sanitätshauses WEINMANN sehr bemüht waren, obwohl ich keine Kundin von ihnen bin...
"Ja wenn die Ihna helfa wella, no sollet se des dua - damit han i koi Problem"
Er könne frühestens am nächsten Tag vorbeischauen und mit der Reparatur würde es frühestens in 1-2 Wochen was werden...
Ich hab völlig geplättet aufgelegt, kann es bis heute nicht fassen, wie mit pflegebedürftigen hilflosen Personen umgegangen wird und Dienstleistung bzw. Notfallhilfe so gar nicht geboten wird. Es ist eine Schande, dass solche Menschen ihr Geld an hilflosen Personen durch Verkauf von Hilfsmitteln verdienen können, aber keinerlei Service bieten müssen.
Wir hatten uns die Nacht nicht so kompliziert vorgestellt. Evelyn blieb vom Spätdienst noch die ganze Nacht bis morgens um 9 h. Geschlafen haben wir alle kaum, das ständige Umlagern brachte uns alle an unsere Grenzen. Ich hatte furchtbare Schmerzen und hing auch im Bett zum Teil im Lifter, um durch geringe Anhebungen etwas Erleichterung zu bekommen.
Durch Zufall telefonierte Kai noch spät abends mit seiner Schwester und schilderte ihr mein riesengroßes Dilemma. Ihr fiel gleich Peter ein, der bestimmt jemand kennt, der schweißen kann...
Also wurde Peter noch kurz vor Mitternacht gestört und gefragt, ob er eine Chance siejt, uns helfen zu können. Der Allerbeste sagte zu, am nächsten Morgen um 9h mit seinem Freund Uwe, dem Schweißer, bei uns zu sein.
Morgens um 8h haben wir gleich bei der Herstellerfirma angerufen und unser Riesenmalheur geschildert. Wir mussten das Bettunterteil aus allen Richtungen fotografieren und sofort mailen. Die Herstellerfirma sagte, dass Fi. LERCH & VIDONI in der Pflicht wären, mir umgehend zu helfen und sie nun nach einem Weg suchen, wie mir schnellstmöglich geholfen werden kann. Wir sagten, dass wir in 1 Stunde einen autorisierten Schweißer hätten und sie willigten ein.
Die beiden "Lebensretter" kamen zur ausgemachten Zeit, schauten sich den Schaden an: die Schweißnaht konnte nicht auf Dauer halten, weil sie nur punktgeschweißt und nicht durchgehend geschweißt war.
Ich wurde im Lifter ins Bad gehangen, Uwe telefonierte mit dem Hersteller und holte sich das telefonische Ok, dass er das Bett schweißen dürfe und dennoch die Produkthaftung erhalten bliebe.
Dann legten die beiden los...
Ich hing fast 2 Stunden im Lifter, das Liftertuch schnitt mir in die Haut und ich hatte Schmerzen, wie selten zuvor in meinem Leben. Meine Pflegeassistentinnen Claudia und Annette hielten meine Beine hoch, um etwas Druckentlastung zu schaffen. Als ich endlich wieder im reparierten Bett lag, war ich so dankbar und froh, aber auch völlig überanstrengt und schmerzgeplagt.
Am nächsten Tag rief der Servicetechniker der Firma WEINMANN an und erkundigte sich nach meinem Befinden.
Von der zuständigen Fi. LERCH & VIDONI habe ich bis zum heutigen Tag nichts gehört, weder haben sie angerufen, noch sind sie vorbeigekommen, um sich den Schadensfall anzusehen.
Leider weiß ich, dass nicht nur ich so verheerende Verhaltensweise bei manchen Sanitätshäusern und speziell beim Sanitätshaus LERCH & VIDONI erleben muss. Das ist wirklich skandalös!
Ich werde mir ein gutes Sanitätshaus suchen müssen, das partnerschaftlich und menschenwürdig mit mir umgeht und für die Dienstleistung, der Mensch und adäquate Hilfestellung nicht nur Worthülsen sind.
Die beiden weltbesten sensationell schnellsten und kompetentesten Helfer Peter und Uwe. Noch mal ganz vielen lieben Dank!